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Alive 10
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                                CINEMA - "BARFUSS"
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Regisseur: Til Schweiger

Darsteller: Johanna Wokalek, Til Schweiger, Alexandra Neldel, Axel Stein,
            Nadja Tiller u.a.

Mit etwas Glück  ist dieser  neue  Film von und  mit  Til Schweiger  noch in den
deutschen Kinos zu finden, wenn  dieses Magazin erscheint und den durchwachsenen
Kritiken zum Trotz, möchte  ich diese  Gelegenheit  nutzen, einen kurzen Filmtip
abzugeben...

"Barfuss" ist eine leichte, etwas andersartige Lovestory, in gewisser Weise auch
ein Roadmovie, welches zwar so manches Klischee bedient, aber dennoch einen ganz
eigenen Charme hat.

Til  Schweiger trifft  in diesem  Film als notorischer Verlierer Nick, der es in
keinem Job lange  aushält, ausgerechnet in der Nervenklinik  die 19jährige Leila
(sehr hinreissend gespielt von Johanna Wokalek)... während  er seinen  neuen Job
gerade verloren hat, will Leila  ihrem Leben ein Ende setzen und unser Anti-Held
kommt dazwischen... Leila  sieht dies als Zeichen, büchst aus und verfolgt ihren
Retter barfuss ("Meine Füsse sollen nicht eingesperrt sein") überall hin.

Leila in der Klapse...


Vor beiden liegen  drei Tage, die  ihr Leben verändern werden. Während der ewige
und kaltschnäuzige  Looser langsam auftaut, lernt Leila das Leben ausserhalb der
Anstalt kennen. Zuvor  von ihrer  Mutter das ganze  Leben  zu Hause eingesperrt,
fährt sie zum ersten Mal Bus, Auto, Autoscooter  und... verliebt sich ebenso das
erste Mal, allerdings  in einer für Aussenstehende naiven unschuldigen Art. Dies
fördert eine  ganze Reihe  skuriler  und lustiger  Situationen  zu Tage  ohne in
übermässige Slapstick abzudriften, auch wenn die Aktion auf dem Hof von Autohaus
Huhn (Axel Stein als  ewig frotzelnder  LKW Fahrer spielt sich  quasi selbst...)
doch ein wenig idiotisch erscheint.

Neben der Mini-Rolle von Axel Stein  erscheinen auch andere  bekannte Gesichter,
so  die  omni-presente  Alexandra  Neldel als  Nicks Ex-Freundin, die  ebenfalls
schnell in Leila's Bann ob ihrer Natürlichkeit gezogen wird.

Natürlich  lässt  der Film  kein Klischee  aus, so  sind  Nick's  Eltern in Geld
schwimmende Snobs, die  nicht so recht an die  Lebensfähigkeit ihres Sprösslings
glauben, die  Nervenklinik  entpuppt sich  als düsteres  und dreckiges  Loch mit
einer Leiterin, die kalt wie Hundeschnauze  auftritt, Autohändler sind stets nur
schmierige  Typen, die  jeden über den  Tisch ziehen wollen, und unser Held Nick
selbst, haust in einem Loch von  einer Wohnung, hat  irgendwelche Unbekannten im
Bett, und  tritt schnoddrig  auf, wie  wir es von  Til Schweiger himself gewöhnt
sind... Das  alles  hat  natürlich nicht  wirklich viel  Anspruch, aber  Johanna
Wokalek reisst viel von der im Dreck steckenden  Karre mit ihrem beeindruckenden
Spiel einer  weltfremden, naiven, unschuldigen  Person wieder  heraus und spielt
das  gesamte im  Film vereinte  Ensemble  mühelos an die  Wand.

Während  sie mal  trippelnd, vorsichtig  tastend, mal  schnell, mal  langsam auf
ihren nackten  Füssen und mit grossen  neugierigen Blicken die  ganz normale und
für sie völlig  fremde Welt  entdeckt und  mit naiven  Fragen  ihren Sinn zu er-
gründen versucht, hat  der Film echt seine  Sternstunden und wenn sie nach einem
weiteren  Selbstmordversuch der Krankenschwester, die sie gefunden hat, erklärt,
was denn  verliebt  sein  ist, dürfte selbst  der  hartgesottenste  Kinobesucher
anfangen, nach seinem Taschentuch zu suchen...

Leila hat den Sinn ihres Lebens gefunden...


Fazit: Til  Schweigers Film hinterläßt einen zweischneidigen Eindruck, zum einen
      trieft er teilweise vor ausgelatschten  Klischee's und zum anderen bietet
      er einige der  liebenswertesten Szenen des  deutschen  Kino's der letzten
      Jahre, deren Reiz  einzig durch  das Spiel von  Johanna  Wokalek zustande
      kommt. Sicherlich versucht der Film einen eigenen Stil durch  das düstere
      Design zu  erreichen, doch  der Gerechtigkeit  halber muß einfach erwähnt
      werden, daß er  ohne Frau Wokalek keinem  über längere Zeit im Gedächtnis
      bleiben würde...

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